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Greta
taut auf. Was auch immer man sich darunter vorstellen möchte,
alles stimmt.
Das Einfachste zuerst: Alles was auftaut, hinterlässt kleine
Pfützen. |
Auch
verliert sie mittlerweile sämtliche Scheu vor allem und jedem.
„Nein“ ist zwar unangenehm laut, aber mehr auch nicht.
Es erinnert mich an die Erziehung von Kindern. Wo man ganz am Anfang
nur sagen musste: „Wehe“, wurde im Laufe der Zeit hinterfragt:
„Wehe was?“ Und es ist eine große Überwindung,
nach einem überhörten „Nein“, Konsequenzen zu
bieten. Paddy hat damit keine Probleme. Sein Knurren wirkt nachhaltig
– für die nächsten drei Minuten. Erwischt man das
Gretchen bei einer Untat und ist konsequent, dann quietscht sie so
heftig, dass man ängstlich um sich schaut und in den nächsten
30 Minuten den Besuch des Tierschutzvereins erwartet. Dabei weiß
Madame sehr wohl den Unterschied zwischen berechtigtem Rüffel
und unberechtigtem Unfall. Beim Unfall, einem kleinen Ausfallschritt,
bei dem sie umgeworfen wird, weil man sonst mit der Nase den Boden
küssen würde, schreit sie achtmal lauter als beim Rüffeln.
So geschehen, als sie eine 8968-Figur um die Beine unsere Tochter
lief. Wir waren drauf und dran, zum Telefonbuch zu greifen, um bei
Tierarzt eine Notoperation anzumelden. Die Vorhänge der Nachbarschaft
wackelten. Aber nichts war. Nach dieser theatralischen Einlage stand
Gerta auf und ging ihrer Lieblingsaufgabe, Gras sammeln nach.
Ein
weiterer Gedanke kam mir heute in den Kopf: Warum haben wir so lange
nach einem geeigneten Namen für einen Bobtail aus dem G-Wurf
gesucht. Greta ist der falsche Name, Gärtner hätte besser
gepasst. Würde man sie lassen, wäre sie der geborene Gärtner.
Sie würde hingebungsvoll alle welken Blätter vom Rasen
sammeln, die zu üppig wachsenden Stauden um ein gerüttelt
Maß kürzen und die Erde, sogar die der Zimmerpflanzen,
locker und unkrautfrei halten. „Gently Gärtner! Du weißt,
wie schwer und zeitintensiv Gartenarbeit ist. Danke, dass du uns
entlastest.“
Auf
den anderen Seite hat sie heute die Neigung zu einer anderen Berufssparte
gezeigt. Beim Frühstück stellte ich noch fest, dass sie
gewisse Ähnlichkeit mit den Comicfiguren der Panzerknacker
hat. Ich kam mir aber sehr schlecht vor, sie auf eine Ebene mit
Gesetzesbrechern zu bringen.
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Geld
stinkt nicht. Was ich davon allen kaufen könnte. |
Ein
paar neue Knabberpflanzen, oder ein neues Schaf mit Ohren. |
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Wenn
du nichts verrätst,
bekommst du was ab. |
Das
geht euch gar nichts an, was wir erzählen. |
Kurz
danach kam sie aus einer Ecke hervor, hatte Beute im Mund und legte
sie vor sich. Oh, dachte ich, ein Zettel vom Abreißblock hat
dran glauben müssen. Beim näheren Hinsehen handelte es sich
um einen braunen Zettel mit der Aufschrift 50 €. Als ich diesen
in Sicherheit bringen wollte, verschwand Panzerknacker Greta. Irgendwie
guckte aber aus ihrer Schnauze ein ganz kleines grünes Dreieck
heraus, es war kaum zu sehen, so klein war es.
Ich habe Madame schnell erwischt und habe ihr den leicht gelochten
Zettel mit der Aufschrift 20 € aus dem Rachen geholt. Wir werden
in Zukunft das Geld für geplante Ausgaben nicht mehr im Abreißblock
deponieren. Auf der anderen Seite, wenn sie nun schon mal dieses Talent
gezeigt hat, könnte man es ja eigentlich ausbauen. Aber ich weiß
nicht, so ein kleiner Hund und schon kriminell? |
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Das
beste ist, sie würde ihrer genetisch angelegten Beschäftigung,
dem Schafe hüten nachgehen. Aber ob das so sinnvoll ist? Das
erste Schaf hat sie schon am ersten Abend mit einem Prankenschlag
entohrt. Das zweite Schaf, das unbestritten ihr Lieblingsspielzeug
ist, wäre, wenn es lebendig wäre, schon 14 mal gestorben,
so wie sie darauf herumbeißt. |
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Zum
Trost bekommt das blöde Schaf mein ganzes Spielzeug. |
Wie
komme ich da blos wieder dran? |
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Komm
Alter, hilf mir! Zusammen schaffen wir das. Wir sind doch nicht
aus Pappe. |
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Das
weiche Schaf steht kurz
vor der Errettung. |
Gleich
ist es geschafft. |
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Jetzt
nur noch der Würgedackel... |
Rück
die Ente raus. Sonst fehlt dir auch das zweite Ohr. |
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Na
siehste, es geht doch.
Wozu braucht ein "Van Gogh Schaf" so viel schönes Spielzeug.
Kauf dir lieber ein Hörgerät oder Sekundenkleber. |
Ich
möchte mich also noch nicht endgültig entscheiden, welcher
Tätigkeit Greta am sinnvollsten nachgeht. |
Und
nun zu den nächtlichen Erscheinungen unseres Junghundes. Wir
waren abends immer ein wenig verwundert, dass Greta mal jaulend mal
knurrend vor der Balkontür oder der Terrassentür stand.
Stand sie dort jaulend, wurde ihr geöffnet, mag ja sein, sie
will im Kühlen liegen. Aber erst das Knurren brachte uns auf
die Idee: Madame sieht allabendlich, wenn es draußen dunkel
wird, dort vor der Tür einen ebenso kleinen Artgenossen. Optische
Täuschungen begreifen wir Menschen auch erst viel später.
Ein Spiegelbild riecht zwar nicht, aber mit neun Wochen weiß
man das halt noch nicht. So wird sie Abend für Abend sehnsüchtig
zur Balkontür schauen, bis sie vielleicht mal merkt, dass der
kleine Spielgefährte da draußen gar nicht nach Hund riecht
und sie selber ist. |
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